In der Weihnachtszeit wächst die Spendenbereitschaft. Die Auszubildenden der Firma Habasit aus Eppertshausen haben sich dies zunutze gemacht und in der Belegschaft gesammelt. Das Resultat: 300 Weihnachtspäckchen und 100 Kuscheltiere, die an Kinder aus armen Familien verschenkt werden.

Azubis der Habasit GmbH bei der Geschenkeausgabe mit Wolfgang Blaseck (links), 1. Vorsitzender der Tafel Dieburg e.V.

Wenige Tage vorm Christenfest ist in der Industriestraße 15 bereits Bescherung. Menschen, die auf der wirtschaftlichen Schattenseite des Lebens stehen, stehen vor der Niederlassung der Tafel Dieburg in der Warteschlange. 384 Bezugsberechtigte listen die Helfer der Tafel Dieburg monatlich. Hinter der nüchternen Zahl steckt das Schicksal von 644 Erwachsenen und 423 Kindern, deren Einkommen nicht zum Leben reicht. In dieser Woche haben sie bei der Tafel Dieburg letztmalig vor Weihnachten die Chance, verbilligte Nahrungsmittel zu erhalten.

Dabei kommen die 17 Auszubildenden ins Spiel, die in Eppertshausen die Berufe von Fachinformatikern, technischen Konfektionären und Industriekaufleuten erlernen. Junge Leute, die mit dieser Form von Armut erstmals in Berührung kommen. Und helfen wollen. 300 Pakete mit Geschenken für Kinder haben sie zusammengetragen. Auch 100 Kuscheltiere, darunter ein rostbraunes Steckenpferd mit flauschigem Fell warten auf neue Besitzer. Mehrere Wochen nahm die Hilfsaktion in Anspruch. Akquise, Flyer verteilen, Kollegen ansprechen. „Dann haben wir eine Woche lang Geschenke verpackt“, erzählen die Azubis Ewa Wolfenstädter und Niklas Schieck. Dank eines geliehenen Transporters kommt alles zur rechten Zeit an: dorthin, wo sich bei schmuddeligem Regenwetter Menschen eine Nummer geben lassen und geduldig anstehen, bis sie aufgerufen werden, um die Einkaufstaschen zu füllen. Aus einem großen Fenster, das als Ladentheke dient, geben auch die jungen Leute ihre Päckchen aus. Nach Alter sortiert, die blauen für die Jungs, rosa für die Mädchen. Sie zaubern ein Strahlen auf die Gesichter von Eltern, denn die Geschenkaktion kommt unverhofft.

„Wir machen das zum ersten Mal“, berichtet Silke Hanke, Ausbilderin bei Habasit, dem Anbieter von Transport- und Förderbändern, Zahn- und Antriebsriemen. Mit Kollegin Rebecca Botzum stieß sie die Aktion an – die Jugend setzte sie um. „Wir wollten in unserer Belegschaft das Gespür für Weihnachten nutzen und möglichst viele Geschenke zusammentragen“, sagt Rebecca Botzum. Das ist gelungen. Niklas Schieck berührt die Aktion: „Ich kenne niemanden, dem es so schlecht geht wie den Leuten hier. Das ist traurig, dass es in Deutschland so viel Armut gibt.“ Glücklich sind derweil zwei Ponyreiterinnen: Die beiden kleinen Mädchen haben sich aus der großen Kuscheltierkiste das Steckenpferd herausgesucht und drehen im Nieselregen der Industriestraße die ersten Runden.
© Ursula Friedrich / Darmstädter Echo